Apr | Hohenpeißenberg
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Veranstaltung
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Die älteste Bergwetterstation der Welt 11. April 2018 Text Prof. Dr. Dieter Anselm Fotos Uli Dornseifer | ||
Wie kann es anders sein: der bayerische Himmel zeigte sich von seiner besten Seite. Der Grund: der Deutsch-Amerikanische Herrenclub München machte seine erste große Ausflugsfahrt in 2018 in das bayerische Alpenvorland. Unser Ziel war das meteorologische Observatorium auf dem rund 1.000 m hoch gelegenen Hohen Peißenberg südwestlich vom Starnberger See, im sogenannten Pfaffenwinkel. Es ist die älteste Bergwetterstation der Erde mit einer seit 1781 ununterbrochenen Beobachtungsreihe. | ||
![]() Meteorologisches Observatorium auf dem Hohen Peißenberg im bayerischen Voralpenland (c) Privates Foto DAHC | ||
Was allerdings damals händisch begann, wird heute mit modernsten Geräten elektronisch abgegriffen: Luft- und Bodentemperaturen in verschiedenen Schichten, Niederschlagsmengen, Windrichtung und Windstärke, Luftfeuchtigkeit und Wolkenhöhe sind nur einige der Daten, die halbstündlich gemessen werden. Aber auch die alte Schätzmethode durch den Wetterbeobachter kommt noch zum Einsatz bei der Festlegung des Ausmaßes der Bedeckung des Himmels mit Wolken. Und für alle Fälle sind noch die alten Analoggeräte in der Hinterhand. ![]() Heute ist die Station auf dem Hohen Peißenberg dem Deutschen Wetterdienst angeschlossen. Der liefert mit seinem Forschungsradar und den zugespielten Daten der Wettersatelliten, neben den oben genannten Messwerten, die uns bekannten Bilder und Niederschlagsfilme auf unsere Smartphons. Daneben hat das Observatorium weltweite Bedeutung mit seinen Ozonmessreihen, hält luftchemische Veränderungen fest und liefert letztendlich Daten zum globalen Klimawandel. << Erklärung des Regenmessers durch den Guide (links im Bild) (c) Privates Foto DAHC Alle aktuellen Wetterinformationen fließen in Offenbach, dem Sitz des Deutschen Wetterdienstes aus vielen Wetterstationen Deutschlands und Europas zusammen, um Unwetterwarnungen, Wettervorhersagen oder das Ozonbulletin mit dem zu erwartenden Pollenflug zu veröffentlichen. Dies sind Ergebnisse auf die Millionen von Menschen täglich ihre Aktivitäten ausrichten. Angefangen vom Bergwanderer, dem Flugzeugführer über den Straßendienst bis hin zum allergisch empfindlichen Menschen. | ||
![]() 120 km Fernsicht bei Fönwetter vom Hohen Peißenberg (c) Privates Foto DAHC | ||
Bekanntlich gehören zum bayerischen Dreiklang: Geist, Leib und Seele. Nachdem der DAHC den Geist im Sinne der Wissenschaft am Vormittag abgehandelt hatte, wendeten wir uns dem leiblichen Wohl im Gasthaus Bayerischer Rigi auf dem Hohen Peißenberg zu. Durch seine extrem freie Lage hatten wir bei schönstem Wetter einen einmaligen Rundblick und konnten mit rund 120 km Fernsicht das Alpenpanorama genießen. Danach musste der Dreiklang noch mit der Seele abgerundet werden. Dies taten wir in der erst vor wenigen Jahren renovierten Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem Hohen Peißenberg. Die Doppelkirche, bestehend aus einer Gnadenkapelle aus dem angehenden 16ten Jahrhundert mit einer auch heute noch verehrten Muttergottesfigur und einem späteren Kirchenanbau im Renaissance Stil. Der Standort auf dem Gipfel des Berges wurde gewählt, weil er zentral für die damals weit verstreuten Weiler und Gehöfte um den Berg lag. Mitte des 18. Jahrhunderts bekam die Gnadenkapelle ihre Rokoko-Ausstattung. Sie ist daher prunkvoller als das angebaute Kirchengebäude. Die Wessobrunner Stuckateure Schmuzer, Vater und Sohn übernahmen die Raumgestaltung, der vom Hohen Peißenberg stammende Günther, die der Freskomalerei. Das große Deckengemälde in der Gnadenkapelle stellt die Übergabe der Wallfahrtstätte an das Kloster Rottenbuch dar, die vom Herzog Maximilian I im Jahre 1604 die Wallfahrtsseelsorge übertragen bekommen haben. Besonders hervorzuheben im Kirchenanbau ist die Emporen- und Kanzelbrüstung mit hochwertigen Holzarbeiten. Nach der Besichtigung der kirchlichen Einrichtungen war der Seele genug getan und wir machten uns auf den Heimweg. Aber Halt: wir legten noch einen Zwischenstopp in Weilheim ein, wo wir im Cafe Krönner am Marienplatz, dem zentralen Punkt der Stadt einkehrten. Bei hausgemachtem Kuchen und einer oder auch mehreren Tassen Kaffee war die nachmittägliche Müdigkeit der Teilnehmer bald verflogen. Mit vielen neuen Eindrücken kehrten wir zum Bus zurück und ließen uns vom Fahrer durch das wunderschöne, bayerische Oberland zurück nach München kutschieren. Ein interessanter, erlebnisreicher Tag ging damit zu Ende. |